Neben einigen anderen interessanten Begegnungen blieb heute vor allem eine hängen. Genaue Angaben kann ich in diesem Fall nicht machen, sie sind aber auch nicht von großer Bedeutung…
Mich sprach heute im Regierungsviertel jemand an der sich gewissermaßen im Dienste des Staates befindet.
Kein Polizist, dies nur zur Sicherheit, um diese aus der „Schusslinie“ zu nehmen…
Die Szene spielte sich etwas abseits des Reichstags ab, wo ich mich sonst zumeist aufhalte.
Ich war ihm mit meiner Flagge schon des Öfteren aufgefallen und er wollte sich mal erkundigen was es mit meiner fast täglichen Anwesenheit auf sich hat. Nach meiner Erklärung gab er mir vorsichtig zu verstehen dass er es gut findet was ich tue, er aber nun nicht mehr dazu sagen darf, da er ja sozusagen in der „falschen“ Arbeitskleidung stecke.
Ich sagte ihm dass das schon in Ordnung ist, dass ich mich über sein „Zeichen“ freue, und wir verabschiedeten uns freundlich. Er wünschte mir noch einmal ausdrücklich viel Glück und Erfolg.
Er war so klar auf „meiner Seite“, und doch so gefangen…
Soweit, so gut. Und so erfreulich… Oder doch nicht?
Denn so erfreulich die Ehrlichkeit, die Einstellung und der „Mut“ mich überhaupt anzusprechen auch waren, so sollten wir uns, aufgezeigt durch dieses Sinnbild, doch einmal alle die Frage stellen:
Wie sehr sind wir, jeder einzelne von uns, in diesem System gefangen?
Wie frei sind wir in unserem Tun?
Was sind wir bereit einzusetzen und zu riskieren?
Sehen wir uns als Teil eines echten Widerstands, oder wollen wir uns in dem Rahmen „wehren“ den uns das System gerade noch so zugesteht?
Ich verstehe jeden für seine Beweggründe sich zurückzuhalten. Sie sind menschlich und teils vernünftig. Zumindest scheinen sie es…
Der eine hat Frau und Kind, und das Wichtigste für ihn ist das Wohl seiner Familie. Egal ob hier in der Heimat, in der Ferne, oder wo auch immer…
Der nächste ist Polizist, hat einst all seine Hoffnung in diesen Arbeitsplatz, vielleicht gar seine Berufung, gelegt. Er sieht alles was er tut als normale „Arbeit“ an, egal wie absurd oder rechtswidrig ein Befehl auch sein mag. Er hat es so gelernt…
Ein weiterer fürchtet um seine Kinder. Bei „falschem“ Verhalten könnte das Jugendamt kommen und eine Kindeswohlgefährdung herbeiphantasieren…
Wieder einer wähnt sich im fortgeschrittenen Alter, sieht sein Leben im „Endstadium“, und will seine „letzten Jahre“ einfach noch in Ruhe verleben, reisen, den wohl verdienten Ruhestand genießen, zumindest soweit wie möglich. Die Verantwortung für eine bessere Welt zu kämpfen gibt er weiter an die junge Generation…
Usw., usw., usw…
Doch handeln wir damit richtig, und vor allem: Verantwortungsvoll?
Denn so nachvollziehbar und menschlich die Gründe bei jedem einzelnen auch sein mögen, so müssen wir uns doch alle die bittere Wahrheit vor Augen führen:
Solange wir uns, warum auch immer, in diesem System gefangen halten lassen, so lange wird dieses System Bestand haben.
Dieses System über das wir uns jeden Tag beschweren, das uns Energie raubt, das die Menschen gegeneinander aufhetzt und bekämpft, das unsere Kinder zum Gehorsam erzieht, das so viele Menschenleben auf dem Gewissen hat, das absolut skrupellos agiert, usw…
Dieses System, das uns alle, und mit uns unsere Liebsten, die wir doch so sehr mit unserem (Fehl-)Verhalten zu schützen versuchen, verschlingen wird!
Wenn wir es nicht endlich abschalten…
Doch dazu müssen wir bereit sein, mit allem was wir zu bieten haben!
Ich weiß, ich mag gut reden haben. Ich als jemand ohne Verantwortung für Frau und Kind. Doch ich sehe mich in der Verantwortung auch diese, unbequeme Wahrheit auszusprechen.
Denn auch eine bittere Wahrheit bleibt eine Wahrheit…
Und handeln sollst Du so als hinge
Von Dir und deinem Tun allein
Das Schicksal ab der deutschen Dinge
Und die Verantwortung wär Dein
Quelle: https://t.me/narraktiv
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