Das Gerede vom „dritten Geschlecht“ oder der Wechsel des Geschlechts auf Grundlage einer entsprechenden Behauptung gehen an der Realität vorbei. Wir erleben intellektuelle Verwirrungen und den Vormarsch einer antiliberalen Ideologie.

Dieser Tage verkünden mehr oder weniger qualifizierte Wissenschaftsjournalisten selbst in angesehenen Tageszeitungen und Fernsehsendern gerne, dass es mehr als zwei Geschlechter oder gar ein „Kontinuum“ von Geschlechtern gäbe. So geschehen zum Beispiel im Tagespiegel und in einer Episode der populären Wissenschaftssendung „Quarks“, die sich auf der Webseite der ARD noch immer als Video abrufen lässt. Sogar die Bundesärztekammer hat sich zu derartigen Verlautbarungen hinreißen lassen, etwa in ihrer Stellungnahme zu einem Referentenentwurf zu einem Gesetz zum Schutze von Kindern vor „geschlechtsverändernden“ operativen Eingriffen.

Indes ist es ein Gebot der Wissenschaft, hinreichend klar definierte Begriffe zu benutzen, um sicherzustellen, dass man nicht aneinander vorbeiredet. Denn diese Beiträge klären zunächst einmal keineswegs, was ein Geschlecht eigentlich ist. Sondern zählen derer lieber gleich mehr als zwei.

Einschlägige Lehrbücher und Fachaufsätze der Genetik und Entwicklungsbiologie sind auskunftsfreudiger und fundierter: Sie beziehen den Begriff des Geschlechts wenig überraschend auf den Fortpflanzungsapparat und treffen die Unterscheidung zwischen „männlich“ und „weiblich“ als Entsprechung zum Unterschied zwischen zwei Arten von Keimzellen. Die Körper der Mitglieder des männlichen Geschlechts sind auf die Produktion kleiner Keimzellen (Sperma) ausgerichtet, die Körper der Mitglieder des weiblichen Geschlechts auf die Produktion großer Keimzellen (Eizellen). weiter