Sahm – Journalist verliert Pressekarte wegen „Widerstand“
von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 16. August 2017
Das israelische Presseamt will die Pressekarte des Al-Jazeera-Korrespondenten Elias Karram (40) für ungültig erklären. In einem Interview am 26. Mai 2016 mit dem Fernsehsender der Moslembrüder „Dar al-Iman“ habe er erklärt, dass „Medienarbeit ein integraler Bestandteil des Widerstands“ sei.
https://www.youtube.com/watch?v=MJ6_n-MkcUE
Der Leiter der Pressestelle der Regierung (GPO), Nitzan Chen, will Karram zu einer Anhörung vorladen.
Wörtlich habe der aus Nazareth stammende israelische Staatsbürger Karram gesagt: „Als palästinensischer Journalist in einem besetzten Gebiet oder in einer Konfliktzone ist die Medienarbeit ein integraler Bestandteil des Widerstandes und der pädagogischen politischen Aktivitäten. Der Journalist erfüllt seine Rolle in der Opposition mit dem Stift, seiner Stimme oder der Kamera, weil er Teil dieses Volkes ist und er den Widerstand in seiner Weise ausführt.“
Nach Ansicht von Kommunikationsminister Ayoob Kara und Ofir Gendelman, dem Sprecher des Premierministers, stelle diese Anmerkung die Fähigkeit von Karram in Frage, über den israelisch-palästinensischen Konflikt als Journalist zu berichten, indem er sich selber als Aktivist darstellt.
Zuvor hatte Kommunikationsminister Kara verlangt, die Pressekarten der Al Jazeera-Mitarbeiter in Israel zu stornieren, weil das Netzwerk mit Sitz in Katar zu Gewalt aufrufe und so die Sicherheit des Staates gefährde.
Der GPO-Chef Chen sagte dazu: „Die Ausgabe von Pressekarten ist verbunden mit den Regeln der Ethik und der universellen Fairness des Journalisten in Bezug auf die Berichterstattung.“ Der Al-Jazeera-Korrespondent habe möglicherweise gegen diese Grundsätze verstoßen. Weiter sagte Chen laut einer Pressemitteilung der Regierung: „Wer sich aktiv an einem politischen Kampf beteiligt, sollte dies im Rahmen des Gesetzes tun, aber ohne Pressekarte des Staates Israel. „
Ulrich W. Sahm
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Die palästinensische Version von „Kreativität für den Frieden“
Junge palästinensische Mädchen ernten Hohn und Hass für ihre Teilnahme an einem Koexistenz-Sommercamp in den USA. Das Sommerlager, das palästinensische und israelische Mädchen zusammenbringt, wird von Creativity for Peace – Kreativität für den Frieden –, einer Organisation mit Sitz in Santa Fe, New Mexico, veranstaltet. Seit 2003 haben jedes Jahr bis zu 20 junge Israelinnen und Palästinenserinnen im Alter von 15 bis 17 Jahren an dem Creativity for Peace-Camp teilgenommen.
Fotos, auf denen zu sehen ist, wie die israelischen und palästinensischen Mädchen die gemeinsame Zeit geniessen, haben viele Palästinenser und andere Araber aufgebracht, die daraufhin in den sozialen Medien ihr Missfallen und ihre Wut über die Veranstaltung äusserten und die palästinensischen Mädchen unflätig beschimpften.
„Auschwitz am Strand“ – Die Documenta über den Einsatz von Zyklon B
„Auschwitz on the beach“ – so heißt eine Performance, die ab dem 24. August auf der Documenta in Kassel gezeigt wird. Der brasilianische Künstler Dim Sampaio verwendet dafür ein Gedicht des Philosophen Franco Berardi, einem Vordenker der globalisierungskritischen Linken. Beradi verabschiedete sich erst kürzlich medienwirksam aus dem linken „Democracy in Europe“-Netzwerk und schrieb in seiner Begründung:
„Die Vorstellung von einem demokratischen Europa ist ein Widerspruch in sich, denn Europa ist das Zentrum der Finanzdiktatur in der Welt. Die Vorstellung von einem demokratischen Europa ist ein Widerspruch in sich, denn von Europa gehen Krieg, Rassismus und Aggression aus. Wir haben darauf vertraut, dass Europa seine Geschichte der Gewalt überwinden könnte, doch nun müssen wir uns der Wahrheit stellen: Europa ist nichts als Nationalismus, Kolonialismus, Kapitalismus und Faschismus.
Die Europäer bauen in ihren eigenen Territorien Konzentrationslager und sie bezahlen ihre Gauleiter in der Türkei, in Libyen, Ägypten und Israel, damit diese entlang des Mittelmeers die Schmutzarbeit leisten, wo Salzwasser das Zyklon B ersetzt hat. Um die Migration zu stoppen, wird der Euro-Nazismus riesige Vernichtungslager bauen.“
Israels Terrorabwehr aus Sicht eines Dozenten der ETH Zürich – Eine kritische Betrachtung
Dr. Mauro Mantovani, Dozent für strategische Studien an der Militärakademie der ETH Zürich, hat in der Zeitschrift Finanz und Wirtschaft einen Kommentar zum Thema „Wie Israel den Terrorismus abwehrt“ veröffentlicht.
Die darin gesammelten Informationen bieten einen guten Überblick. Mantovani erwähnt „landestypische Faktoren“ wie „überdurchschnittlicher Patriotismus“ und Militärdienst – auch für Frauen. Er stellt fest: „Beides äussert sich bei Terroranschlägen in einem hohen Mass an Zivilcourage.“.
„Gleichwohl tragen nur 4,17% der Israelis eine Waffe“, schreibt er, wegen einer „restriktiven Gesetzgebung“. Weiter erwähnt er lobend „eine flache, flexible Hierarchie des Sicherheitsapparats, eine durchlässige Nachrichtengewinnung und -Auswertung.“ Die Flugsicherheitsmassnahmen seien um die Befragung der Passagiere erweitert und Flugzeuge gegen Boden-Luft-Raketen geschützt. Auch sein grundsätzliches Resümee ist richtig: „Gewiss darf auch die Widerstandsfähigkeit der israelischen Bevölkerung als grundsätzlich erstrebenswert gelten.“ So habe das israelische Vorgehen „Vorbildcharakter“.