Die verstörende Szene entlang der Grenze Polens zu Belarus machte aus dem Problem illegaler Migranten politische Munition. Sie änderte Einstellungen mit voraussichtlich langfristigen Folgen für die Immigration nach Europa.
Immigration ist zu einem ständig zunehmenden, leidenschaftlichen Thema geworden, das die Europäer trennt. Im Großen und Ganzen hießt das Establishment (das, was ich die 6 P nenne: Polizei, Politiker, Presse, Priester, Professoren und Staatsanwälte[*]) Immigration, egal oder legal oder nicht, als Quelle der Vitalität für einen zunehmend alternden Kontinent, als Motor der multikulturellen Verschiedenheit und als Möglichkeit früherer Imperialisten zur Beruhigung des eigenen Gewissens willkommen. Im Gegensatz dazu betrachtet ein zunehmender Anteil Dissidenten Immigration als Quelle von Verbrechen und Krankheit, als Kampfansage gegen Traditionen und eine zivilisatorische Bedrohung.
Diese Diskussion erreichte 2015/16 ihren Höhepunkt, als Angela Merkel, die mächtige Kanzlerin Deutschlands, die Grenzen ihres Landes einseitig für Migranten öffnete und einen großen Teil Europas mitzog. Während Illegale zu Legalen wurden, wurde die Spaltung der Gesellschaft erbitterter, wobei in Deutschland eine Willkommenskultur aufkam, während um Ungarn Zäune gebaut wurden.
Und dann hatte Mitte 2021 der Diktator von Belarus, Aleksandr Lukaschenko – vielleicht mit türkischer Hilfe – eine clevere Idee. Um die von der Europäischen Union (EU) gegen ihn wegen einer abgekochten Wahl als Gegenschlag verhängten Wirtschaftssanktionen umzukehren, erhöhte er Visa-Gebühren, lud alle und jeden aus aller Welt ein legal in sein Land zu fliegen und fuhr sie mit Bussen an die Grenze zu seinen EU-Mitglieder-Nachbarn Polen, Litauern oder Lettland. Einmal dort angekommen eilten die schätzungsweise 7.000 Migranten – hauptsächlich, aber nicht ausschließlich Muslime aus dem Nahen Osten – an den Stacheldrahtzaun, schwangen manchmal von Belarus zur Verfügung gestellte Drahtscheren, wurden manchmal von belarussischen Streitkräften hineingedrückt und schleuderten Schutt, Steine und Blendgranaten auf die polnischen Polizisten.
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