Der Talmud ist neben dem Tanach, den für das Judentum normativ geltenden Bibeltexten, die wichtigste Schrift der Juden. Er liefert in beiden Versionen, sowohl dem Babylonischen als auch dem Jerusalemer Talmud, eine Gegenerzählung, ein Anti-Evangelium, um die Hinrichtung Jesu zu rechtfertigen – und er enthält eine Vielzahl abscheulicher Aussagen gegen Christus und die Christen. Dennoch bestätigt auch er, völlig unbeabsichtigt, das Kreuzesopfer Jesu.
Talmud und Sohar berichten, dass der jüdische Hohepriester nur einmal im Jahr, an Jom Kippur, dem „Tag der Sühne“ oder „Versöhnungstag“, das Allerheiligste des Tempels betrat, um Tieropfer darzubringen (siehe auch Hebr 9,6–7). Damit bat er um Vergebung für die Sünden der Juden, die einst Israeliten genannt wurden. Der Sohar ist die bedeutendste Schrift der Kabbala, einer jüdischen Geheimlehre. Beide Schriften erwähnen „das Wunder des roten Fadens“.
Im Sohar heißt es im Kommentar zum Wajikra, wie das Buch Levitikus oder Dritte Buch Mose auf Hebräisch heißt:
„An diesem Tag werden alle Sünden vergeben die Unreinheiten der Seelen und Körper sie alle, an diesem Tag Gott vergibt Israel und befreit es von allen Sünden. An diesem Tag bittet der Priester für sich, sein Haus, die Priester, für alle und für das Heiligtum um Vergebung durch einen besonderen roten Faden, wissen sie, ob der Priester Erfolg hatte“ (Wajikra, 3).
Wenn der rote Faden weiß wurde, herrschte Jubel im ganzen Volk. Wenn er rot blieb, herrschte allgemeine Niedergeschlagenheit, denn das war das Zeichen, dass das Opfer des Hohepriesters und seine Gebete von Gott nicht erhört wurden. Priester und Volk wussten, dass Gott ihnen die Sünden nicht vergeben hatte.
Die Entstehung des Sohar wird von der Forschung inzwischen ins 13. Jahrhundert datiert und die Autorenschaft Mosche de Leon zugeschrieben. Dennoch hält nicht nur das orthodoxe Judentum an der Autorenschaft Schimon ben Jochais, eines talmudischen Rabbis des 2. nachchristlichen Jahrhunderts, fest.
„Darauf sagte der Hohepriester zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, sag uns: Bist du der Messias, der Sohn Gottes? Jesus antwortete: Du hast es gesagt. Doch ich erkläre euch: Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen Der Prophet Jesaja spielt bereits auf diesen „Faden“ an, ohne ihn ausdrücklich zu nennen. Das war für die Juden auch gar nicht notwendig. Sie wussten die Worte zu deuten:
„Wären eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee. Wären sie rot wie Purpur, sie sollen weiß werden wie Wolle“ (Jes 1,18).
40 Jahre blieb das Wunder aus
Der Talmud berichtet, dass dieses große Wunder der göttlichen Bestätigung für die Annahme des hohepriesterlichen Opfers, und damit die Vergebung der Sünden, bereits vierzig Jahre vor der Zerstörung des Jerusalemer Tempels aufhörte.
„Ursprünglich befestigten sie den roten Faden am Tor des äußeren [Tempel-]Hofes. Wurde er weiß, freute sich das Volk, wenn er nicht weiß wurde, war es bekümmert. Vierzig Jahre lang vor der Zerstörung des Tempels wurde der rote Faden nicht mehr weiß, sondern blieb rot“ (Babylonischer Talmud, Rosh Hashanah 31b).
Gleiches berichtet der Jerusalemer Talmud in der Mischna im Lehrsatz yYom 6,3,43c.
Der Talmud ist die zentrale Schrift des Judentums, die nach der Verleugnung und Hinrichtung Christi entstanden ist. Die zitierte Stelle geht auf die Zeit des pharisäischen Rabbi Gamaliel II. zurück, der im Jahr 114 nach Christus gestorben ist. Gamaliel sorgte für den endgültigen Ausschluß der Judenchristen aus der Synagoge und ihre Verfluchung als Häretiker.
Der Tempel wurde im Jahr 70 nach Christus durch die Römer zerstört. Den militärischen Oberbefehl hatte Titus.
Titus war der Sohn von Kaiser Vespasian und wurde später selbst Kaiser. Das „Wunder des roten Fadens“ trat demzufolge seit dem Jahr 30 nach Christus nicht mehr auf. Das entspricht genau der Zeit, als Jesus auf Golgota gekreuzigt wurde. Das Neue Testament, das von Juden geschrieben wurde, die Christus erkannten und ihm nachfolgten, lehrt, dass das Kreuzesopfer Christi die Tieropfer des Alten Bundes ersetzte. Der alte Tempel hatte seine Bedeutung verloren und die Tieropfer ihre Wirksamkeit. An die Stelle des alten Bundes war ein neuer Bund getreten.
Der Übergang vom Alten Bund zum Neuen Bund
Im Brief an die Hebräer wird der Übergang theologisch erklärt:
„Christus opferte auch nicht das Blut von Böcken und Kälbern für unsere Sünden. Vielmehr opferte er im Allerheiligsten sein eigenes Blut ein für alle Mal. Damit hat er uns für immer und ewig von unserer Schuld vor Gott befreit.
Schon nach den Regeln des alten Bundes wurde jeder, der nach den religiösen Vorschriften unrein geworden war, wieder äußerlich rein, wenn er mit dem Blut von Böcken und Stieren oder mit der Asche einer geopferten Kuh besprengt wurde.
Wie viel mehr wird das Blut Jesu Christi uns innerlich erneuern und von unseren Sünden reinwaschen! Erfüllt von Gottes ewigem Geist, hat er sich selbst für uns als fehlerloses Opfer Gott dargebracht. Darum sind unsere Sünden vergeben, die letztlich nur zum Tod führen, und unser Gewissen ist gereinigt. Jetzt sind wir frei, dem lebendigen Gott zu dienen“ (Hebr 9,12–14)
Der Vorhang zum Allerheiligsten im Tempel Riss entzwei.
Nur durch unserem HERRN Jesus Christus können wir errettet werden.
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