
Katrin Göring-Eckardt:Die Grünen haben pazifistische Wurzeln, sie waren aber noch nie eine pazifistische Partei. Selbst ganz am Anfang gab es schon Strömungen, die mit der reinen Lehre des Pazifismus nichts anfangen konnten. Auch Hans-Christian Ströbele, bekanntlich Gründungsmitglied, bezeichnet sich nicht als Pazifist. Wir Grüne beschäftigen uns schon lange damit, unter welchen Umständen wir Militäreinsätze befürworten. Darüber wollen wir vor dem Hintergrund der neuen außenpolitischen Bedingungen diskutieren.
ZEIT ONLINE: Ihre Überlegungen zum Einsatz von Bodentruppen im Rahmen eines UN-Mandats sind als wohlfeil kritisiert worden: Sie wüssten genau, dass es dieses Mandat niemals geben wird. Ist das so?
Göring-Eckardt: Nein. Ich bin der Überzeugung, dass es endlich mehr humanitäre Hilfe, aber eben auch militärische Mittel braucht, um den IS zu stoppen. Die Bundesregierung hat bisher nur Waffen an die Kurden geliefert und sich sonst fein rausgehalten. Jetzt plant sie, deutsche Ausbilder in die Region zu schicken und will dabei übrigens das Parlament bewusst umgehen. Sie handelt also nur scheinbar. Um ein UN-Mandat muss man kämpfen: Ich fordere Außenminister Frank-Walter Steinmeier auf, das endlich zu tun. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man Russland und China dazu bekommt, einem solchen militärischen Vorgehen gegen den IS zuzustimmen.