Die Bundespräsidentenwahl ist das beste Beispiel für das Siechtum der Demokratie und den Aufstieg eines neuen Systems des « Umgekehrten Totalitarismus ».
Über Steinmeier zu schreiben ist so müßig wie einfach. Die Autorität des Bundespräsidenten hängt schlicht gesagt am Wort. Doch eben das Wort beherrscht Steinmeier nicht. Seine Worte bewegen sich in etwa so elegant durch ihn hindurch, wie ein Geröllhaufen durch ein Flussbett. Doch gerade deshalb sagt auch diese Wahl so viel aus über den Zustand der Demokratie in Deutschland.
Bundespräsidentenwahlen sind keine Wahlen. Sie sind ein zivilreligiöses Hochamt. Eine Krönungsmesse. Abgeordnete sowie Vertreter der Parteienschickeria feiern ein fröhliches Stelldichein und tun so, als ginge es tatsächlich um eine (Aus)wahl. Dabei sind sie alle Darsteller eines Stücks, das man mit dem Politikwissenschaftler Sheldon Wolin den «Umgekehrten Totalitarismus» nennen kann. Damit ist der Zustand der Entkernung und Umdrehung der Demokratie in ihrer späten Siechtumsphase in ihr Gegenteil gemeint, bei nach außen makelloser Maquillage. (Das Buch Wolins ist einen Tag nach der Wahl erstmals auf Deutsch im Frankfurter Westend Verlag erschienen, hier bei Buchkomplizen zu bestellen). Dazu gleich mehr. Doch zuerst zur Wahl des Bundesbots Bundespräsidenten.
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