Der Strom aus der Steckdose stamme zu 76 Prozent aus erneuerbaren Quellen, heisst es offiziell. Mit der Realität hat das wenig zu tun. Berechnungen von Firmen zeigen, dass der CO2-Fussabdruck des konsumierten Stroms um ein Vielfaches höher ist als ausgewiesen.

Stromversorger kaufen im Ausland günstige Zertifikate ein, um hierzulande sauberen Strom zu verkaufen.
Wie grün ist der Strom, der hierzulande aus den Steckdosen kommt? Das Bundesamt für Energie erhebt diese Daten jedes Jahr – und sie fallen regelmässig erfreulich aus. 76 Prozent des gelieferten Stroms stammten aus erneuerbaren Energien, gab die Behörde vor gut einem Monat bekannt, weitere 20 Prozent aus der Kernkraft. Nicht einmal 2 Prozent des verbrauchten Stroms kämen von fossilen Energieträgern. Die Energiewende scheint laut den offiziellen Zahlen des Bundes auf bestem Wege.
Nur: Mit der Realität haben diese Zahlen wenig zu tun. Denn sie fussen nicht etwa darauf, woher der Strom kommt, der physisch in die Haushalte und Unternehmen fliesst. Vielmehr werden sie auf der Grundlage von sogenannten Herkunftsnachweisen für Strom ermittelt. Diese Zertifikate werden europaweit für jede Kilowattstunde nachhaltig produzierten Strom ausgestellt – und losgelöst vom tatsächlich gelieferten Strom gehandelt.
Ein Beispiel: Stromversorger und energieintensive Industrieunternehmen können an ausländischen Börsen Kohlestrom aus Deutschland erwerben. Indem sie gleichzeitig einen Herkunftsnachweis aus einem skandinavischen Wasserkraftwerk beschaffen, hängen sie dem dreckigen Strom ein grünes Mäntelchen um.