Immer wieder wird von verschiedenen Zeitungen, Fernseh- und Rundfunksendern das Wort „Widerstandskämpfer“ im Bezug auf palästinensische Extremisten gebraucht.
Jedem, der die NZZ (Neue Züricher Zeitung) am 28. Juni 2004 zur Hand nahm, sprang folgende Titelzeile – in dicken Lettern gedruckt – förmlich ins Gesicht: Schlag gegen Widerstandskämpfer in Nablus
Im folgenden Artikel wurden Nayif Abu Sharakh (Aksa-Kommandant für ganz Jordanien), sowie die beiden lokalen Führer Jafar al- Masri (Hamas) und Fadi al-Bahti (Jihad) – Zitat aus dem Artikel http://www.nzz.ch/2004/06/28/al/page-article9OZ91.html – als Widerstandskämpfer bezeichnet (Artikel nicht mehr aufrufbar).
Wer ist ein Widerstandskämpfer, wer ein Terrorist?
Im großen Brockhaus fanden wir unter der Bezeichnung „Widerstandskämpfer“ folgende Erläuterung:
„Partisan der, Freischärler, Widerstandskämpfer, der außerhalb der regulären Streitkräfte gegen den eingedrungenen Kriegsgegner kämpft“. (→Guerilla)
Kämpfen Hamas, Al-Aksa, Jihad, Fatah und all die anderen Organisationen gegen eingedrungene Kriegsgegner? Sind Jugendliche, Kinder, Frauen, alte Menschen, die bei Selbstmord- oder Bombenanschlägen ermordet werden, eingedrungene Kriegsgegner?
Wenn wir uns die Lebensgeschichten der vielen Widerstandskämpfer aus den verschiedensten Ländern und Kulturkreisen näher ansehen, so entdecken wir bei aller Unterschiedlichkeit immer wieder die eine Gemeinsamkeit: ihre Aktivitäten richten sich immer gegen den bewaffneten Gegner, nicht aber gegen wehrlose Zivilpersonen.
Es kommt wohl niemand ernstlich auf den Gedanken die Geschwister Scholl, Johann Georg Elser, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Pfarrer Bonhoeffer und viele andere als Terroristen zu bezeichnen.
Diese Parallele schafft man aber, wenn man Führer palästinensischer Terrororganisationen leichtfertig als Widerstandskämpfer bezeichnet. Man setzt Terroristen, die nichts anderes im Sinn haben, als soviel Ungläubige wie nur möglich in den Tod zu schicken, mit Menschen gleich, die gegen ein Regime in Wort und Tat auftraten und dabei ihr Leben verloren und schändet dabei deren Ansehen und Namen.
Mögen diese Gedanken Journalisten, Redakteure und Leser anregen, Worte besser zu überdenken, bevor sie gebraucht werden. Der seelische Schaden, den diese unbedacht benutzten hervorrufen, ist oft nicht wieder gutzumachen – auch nicht durch Korrektur und Gegendarstellung.
18. Juli 2004 KH
Anmerkung: Es hat sich nichts geändert – UM