Über gendergerechte Sprache in der Kirche zu diskutieren, hält die Regensburger Pastoraltheologin Ute Leimgruber für wichtig. Denn der Anspruch, andere Geschlechter mit der männlichen Form „mitzumeinen“, funktioniere nicht. Vielmehr sei das Thema ein Projekt für die gesamte Theologie.
Seelsorger:innen, Redepult statt Rednerpult, Christinnen und Christen: Mit einer Handreichung mit Empfehlungen zur geschlechtersensiblen Sprache hat das Bistum Hildesheim viel Aufmerksamkeit erregt. Wie weit ist die Kirche in Sachen gendergerechter Sprache – und was kann und sollte sie noch tun? Im Interview erklärt die Regensburger Pastoraltheologin Ute Leimgruber die Bedeutung des Themas und welchen Niederschlag es bereits im Glaubensalltag gefunden hat.
Frage: Die Handreichung aus Hildesheim zu geschlechtersensibler Sprache hat für Aufsehen gesorgt. Wo steht die Kirche in diesem Bereich?
Leimgruber: Sie steht nicht, sondern wir bewegen uns. Sprache ist nicht nur ein Spiegel unseres Alltags, sondern sie ist auch ein Spiegel unserer Wertvorstellungen und lenkt unsere Wahrnehmung. Eine Kirche, die sich damit beschäftigt und reflektiert, welche Wertvorstellungen, welchen Alltag und welche Wahrnehmung sie sprachlich widerspiegelt, beschäftigt sich auch mit der Frage, ob sie sich gendersensibel, gendergerecht und insgesamt gerecht ausdrückt.
Sprache steht nie still, sondern ist immer im Fluss. Der gesellschaftliche und der sprachliche Wandel beeinflussen sich gegenseitig und in diesem Wandel steht auch die Kirche. Geschlechtergerechte Sprache ist mittlerweile sowohl in der katholischen wie auch in der evangelischen Kirche ein ganz wichtiger Baustein, um sich in diesem Prozess zu positionieren.