Utopien sind übel, denn die, die sie umsetzen, sind regelmäßig Trottel und neigen zur Gewalt. Dystopien aber beschweren das Gemüt und stören den Schlaf. Wir brauchen Hoffnung, die aus der Handlung kommt, aus der mutigen, fleißigen Tat.

Auch wenn Ihre Schulmathematik etwas zurückliegen mag, werden Sie mir gewiss sagen können, was die Wurzel von Neun ist – richtig: Drei, denn Drei mal Drei ergibt Neun. Entsprechend können Sie mir gewiss schnell die Wurzeln von VierFünfundzwanzig oder Hundert nennen (und im Kopf haben Sie es eben getan).

Auch die Wurzel von Eins werden Sie schnell sagen können, wenn Sie auch vielleicht einen Sekundenbruchteil länger dafür brauchen – die Wurzel von Eins ist natürlich Eins.

Was ist aber mit der Wurzel von Minus Eins? Welche Zahl, mit sich selbst multipliziert, ergibt den negativen Wert von Eins?

Einige von Ihnen wird es vor solchen Fragen ekeln, und Sie werden womöglich laut »Iiiih!« sagen, andere wissen die Antwort, und auch sie könnten »Iiiih!« ausrufen – denn die Lösung ist tatsächlich »i«.

»i« ist die Basis der »imaginären Zahlen« (mehr dazu bei Wikipedia) – und der Zweck von »i« ist es, im Quadrat eine negative reelle Zahl zu ergeben.

Mathematiker mögen mich nun dafür hauen, doch für mich als interessierten Beobachter der mathematischen Kunst hat diese ganze imaginäre Angelegenheit etwas Amüsantes an sich: Man findet nichts, was im Quadrat eine negative Zahl ergibt – also definiert man sich einfach etwas, dass per Definition das tut, was eigentlich unmöglich ist. Ja, man könnte diesen Vorgang beinahe utopisch nennen – doch imaginär ist nicht minder schön beschreibend.

Ein nützlicher Gag

»Wenn wir nur dieses Rädchen drehen, wenn wir nur jene Regel neu einführen, wenn wir nur die Leute da umerziehen und die Leute dort mundtot machen, dann wird gewiss Frieden und Gerechtigkeit einkehren, für immer und für alle!« (»Alle« bis auf ein oder zwei Leute, oder hundert Millionen von ihnen – eine Revolution ist halt kein Ponyhof.)

So klingen sie doch, im Kern und in Wahrheit, die großen Utopien (und »unser« bezieht sich hier großzügig auf die Menschheit). Die wirklich großen Utopien haben heute eher sentimentalen Wert. Nicht einmal die Kommunisten selbst glauben noch an den Kommunismus. Für Konzerne sind Utopien ein billiges Narrativ fürs Marketing an die wertvolle Schicht der Kaufstarken und doch Ungebildeten. Für Mädels aus reichen Familien sind Utopien ein nützlicher Gag für die eigene Promi-Karriere.

Die Welt kennt heute nur noch zwei Utopien. Die eine Utopie wird in vielen Staaten Afrikas geglaubt, nämlich die, dass dir als Einwanderer in Deutschland ein Haus gebaut und ein Einkommen geschenkt wird.

(Randnotiz: Wenn einer die These aufstellte, dass Allah den ungläubigen Deutschen befohlen hat, den Gläubigen ein Haus zu bauen und den Familien der Gläubigen mit Geld und Tat zu dienen, würde die deutsche Realität seiner These widersprechen oder sie eher bestätigen?)

Die andere, die »neue deutsche« Utopie wird von jenen geglaubt, die meinen, es würde »schon noch gutgehen«, wenn man nur ein wenig noch die Zähne zusammenbeißt.

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