Es war ein bedeckter, aber freundlicher Vormittag im Frühling des Jahres 35.514 vor Christus. Der warme Wind aus Nordwest wehte in die ersten Räume der Grotte von Lascaux. Die Künstler arbeiteten seit dem Morgen an den Gerüsten, mit denen sie bis an die Decke der Höhle reichten. In den kommenden Tagen würden sie große Bilder an die Wände malen. Stiere und Bären, Hirsche und Steinböcke. Dazu geometrische Figuren. Sich selbst aber, dem Menschen, widmeten sie genau eine Silhouette.

Okay, das mit dem freundlichen Wetter habe ich mir selbst ausgedacht, der Rest des obigen Absatzes aber beschreibt die prähistorischen Malereien an den Wänden der Höhle von Lascaux. Es sind nicht die einzigen uralten Bilder. Die Malereien von Lascaux sind aber jene, welche zu Beginn des Zweiten Weltkriegs von vier Jungen im Wald entdeckt wurden, und nach dem Krieg im kollektiven Kulturgedächtnis als stellvertretend für prähistorische Kunst eingetragen wurden. Die (bislang) ältesten von Menschen gemalten Bilder wurden auf der indonesischen Insel Sulawesi entdeckt.

„Prähistorisch“ bedeutet, dass wir keine Texte jener Zeit kennen. Die Menschen überlieferten keine geschriebenen Mythen, keine Berichte von sich. Die Bilder aber, die sie uns hinterließen, die Bilder ihrer eigenen Hände, in Schablonentechnik auf die Wand gesprüht, die Bilder der großen wie kleinen Tiere, die prähistorischen Künstler, welche diese Bilder malten, rufen uns über dreißig Jahrtausende hinweg zu: „Wir waren Menschen, wie du!“

Wissen Sie, wer ebenso und dazu buchstäblich „Menschen wie wir“ sind? – Wir! Und womit sind wir dieser Tage so beschäftigt? weiter