Seit den 80er Jahren besteht in Deutschland Einigkeit, dass der Mord an den Juden ein einzigartiges Verbrechen war. Jetzt wird dieser Konsens von links aufgekündigt: Wer so denke, befördere Rassismus.

Einmal im Monat erscheint die Mitarbeiterzeitschrift des Auswärtigen Amtes „intern AA“. Sie geht an alle aktiven und ehemaligen Diplomaten des Hauses, an die deutschen Konsulate sowie an Interessierte in den Bundestagsfraktionen der Parteien. Die Auflage liegt laut Impressum bei 11.400 Exemplaren.

Die Oktoberausgabe stand im Zeichen des Kampfs gegen den Rassismus. Das Heft war von den „Diplomats of Color“ gestaltet, einer Vereinigung von Beschäftigten mit nicht-weißer Hautfarbe, und trug die Überschrift „Farbe bekennen“. Ein Leser aus dem Auswärtigen Amt hat mir am Wochenende ein Exemplar zugeschickt. Er meinte, es könnte mich interessieren.

Auf Seite acht stieß ich beim Blättern auf das Bild eines Straßenschilds in Berlin, das den Namen von George Floyd zeigt, des Schwarzen, der in Minneapolis im Würgegriff eines Polizeibeamten starb. Jemand hatte den ursprünglichen Namen überklebt, sodass es so aussah, als gäbe es jetzt in der Hauptstadt eine Straße, die an Floyd erinnert.

Ein kleines Schild, wie es manche Straßenschilder zur Erklärung tragen und das man bei der Umwidmungsaktion hatte stehen lassen, verriet, wessen Name ersetzt worden war: Es war der Name von Bernhard Weiß, dem jüdischen Vizepolizeipräsidenten, der von Joseph Goebbels als „Isidor Weiß“ geschmäht wurde und der sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nur durch großes Glück ins Exil hatte retten können weiter