Der türkische Präsident nutzt immer unverhohlener die Geschichte als Mittel der Politik. In aufwendig produzierten Propagandavideos versucht er, an eine glorreiche Vergangenheit anzuknüpfen und seine revisionistische Aussenpolitik zu legitimieren.

Osmanische Galeeren fahren mit geblähten Segeln in die Schlacht, Pulverdampf liegt in der Luft, Admiral Barbaros reckt den Säbel in die Höhe. Schnitt. Eine moderne türkische Fregatte passiert die Meerenge der Dardanellen, ein Offizier küsst den Koran, auf einem Schnellboot rast ein Bordeinsatzkommando über das Meer. Schnitt. Admiral Barbaros feiert den Sieg über die christliche Flotte. Schnitt. Präsident Recep Tayyip Erdogan schreitet winkend durch ein Spalier aus türkischen Fahnen. Und damit endet das Video. Selten waren Gegenwart und Vergangenheit so eng verwoben und Geschichte so politisch wie in dem Kurzfilm, den die türkische Regierung zum Jahrestag der Schlacht von Preveza Ende September produziert hat. In der Seeschlacht hatte eine Flotte unter Barbaros Hayrettin Pasa 1538 vor der griechischen Küste eine christliche Allianz unter Führung von Papst Paul III. besiegt und damit die Vorherrschaft der Osmanen im Mittelmeer für Jahrzehnte gesichert. Das fünfminütige Video, das Erdogans Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun am 28. September verbreitete, stellt die türkische Republik in die Nachfolge des Osmanischen Reichs und präsentiert Präsident Erdogan als Erben des siegreichen Seefahrers Barbaros. Dass das Video just inmitten des Konflikts mit Zypern, Griechenland und der Europäischen Union um die Erdgasvorkommen im Mittelmeer veröffentlicht wurde, war natürlich kein Zufall. weiter