Der FAZ-Feuilletonist und die Zionismus-Kritik

„Wer den ,Zionismus‘ angreift, aber beileibe nichts gegen die ,Juden‘ sagen möchte, macht sich und anderen etwas vor. Der Staat Israel ist ein Judenstaat. Wer ihn zerstören möchte, erklärtermaßen oder durch eine Politik, die nichts anderes bewirken kann als solche Vernichtung, betreibt den Judenhaß von einst und von jeher.“ Dies hat einmal der Literaturwissenschaftler Hans Mayer gesagt, der als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie 1933 aus Nazi-Deutschland floh und im Februar 1947 zu den Gründungsmitgliedern der „Vereinigten der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) gehörte. Man sollte annehmen, dass Hans Mayer jedem deutschen Feuilletonisten ein Begriff ist und seine Ansichten zum antizionistischen Antisemitismus bekannt sein sollten. weiter

Ist der Nationalismus zu unrecht in Verruf?

Noch bis vor Kurzem war das Eintreten für die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung der Nationen ein Zeichen fortschrittlicher Politik und einer edelmütigen Gesinnung. Nicht nur feiern die Amerikaner jedes Jahr am 4. Juli ihre eigene Unabhängigkeit mit Feuerwerken, Konzerten, Umzügen, Grillparties und dem Läuten der Kirchenglocken. Noch Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Unabhängigkeit anderer nationaler Staaten von Griechenland, Italien und Polen bis hin zu Israel, Indien und Äthiopien als Ausdruck historischer Gerechtigkeit und Verheißung der Heraufkunft einer besseren Zeit angesehen. Doch zur gleichen Zeit ereignete sich ein Gezeitenwechsel in den Einstellungen gegenüber Ausdrucksweisen des nationalen und religiösen Partikularismus. Die beiden Weltkriege hatten eine kaum vorstellbare Katastrophe über Europa gebracht, deren Bösartigkeit von den ungeheuerlichen Verbrechen gekrönt wurde, die im Zweiten Weltkrieg von deutschen Truppen verübt wurden. Und als die Nationen darum rangen, zu verstehen, was geschehen war, gab es – sowohl unter den Marxisten als auch bei den Liberalen – Zeitgenossen, die eifrig erklärten, dass die Ordnung nationaler Staaten selbst die Ursache der Katastrophe gewesen sei. Diese Argumentation war nach dem Ersten Weltkrieg, der weitgehend als Resultat der imperialen Bestrebungen der beteiligten Mächte betrachtet wurde, kaum vom Fleck gekommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber hatte sie ihren Platz gefunden. weiter