Zur Zeit Jesu sollten sich die Menschen in Listen eintragen, zur ersten großen Volkszählung. Auch heute liegen wieder Listen aus. Unsichtbare Listen. Man trennt zwischen gut und böse.
Viele von Ihnen berichten mir, dass sie in den letzten Wochen und Monaten eine Schneise gespürt haben, die quer durch Familien, Freundschaften und Beziehungen verläuft. Es wird daran gearbeitet, dass sich zwischen den Menschen neue Gräben auftun. Kritiker der aktuellen Politik gelten laut Kanzlerin als Fall für die Psychiatrie. Andersdenkende werden neuerdings wieder pathologisiert, und was noch schlimmer ist: Der Aufschrei darüber hält sich in Grenzen. Lassen wir uns mit dem Spaltpilz der Angst und des Misstrauens nicht noch stärker zu isolieren, als es ohnehin schon durch die Maßnahmen der Fall ist.
Drehen wir den Spieß um!
Es braucht gerade jetzt als Gegenmittel ein Mehr an geistiger Nähe und Austausch, um gar nicht erst Gräben entstehen zu lassen. Gräben sind das Totenbett der Demokratie. In ihnen stirbt die gemeinsame Willensbildung, die letztlich die Basis von allem ist. Wer diese Willensbildung nicht zulassen will oder torpediert, wendet sich gegen den Urgedanken der Demokratie.
Für viele Gläubige ist es ein Fest der Hoffnung, denn es wird der Retter geboren, der die Menschen von ihrem Joch befreit. Viele Menschen schöpfen aus diesem Gedanken Kraft und Zuversicht. Und das ist gut. Trotzdem sollte man in Krisenzeiten nicht allein auf Hilfe von Außen hoffen. Jeder von uns hat in seinem Handlungsradius die Möglichkeit, die Situation zu verändern. Und viele von Ihnen tun es bereits. Ich höre viel von Menschen, die sich vernetzen, statt sich einzumauern. Die sich nicht der Angst ergeben, sondern diese in mutige Entschlossenheit umwandeln. Dies zeigt auch: Die Angstpropaganda wirkte eine zeitlang; doch auch die Drüse der Angst ist irgendwann leergemolken. Jetzt schlägt es um. Die autoritäre Rhetorik und Politik der Regierung offenbart selbst eine Angst, und zwar vor der Bevölkerung.
Die Herrschaft der Wenigen über die Vielen ist nur möglich, wenn letztere sich selbst bekriegen. Gegen die Kontraktion der Macht hilft nur die Verbundenheit der Vielen. Eine Krise ist eine Situation in der das Alte noch nicht gestorben und das Neue noch nicht geboren ist. Eine Zeit des Übergangs. Und ein Scheideweg. Ich empfinde es gerade als Zeit der schmerzhaften Wahrheiten aber auch der neuen Möglichkeiten. Als müsste es so sein, dass das Neue auf den morschen Rümpfen des Alten entsteht. weiter
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