Allein schon vom Auftreten her könnte der Kontrast kaum größer sein: Ob Giuseppe Conte in Italien, Emmanuel Macron in Frankreich oder Sebastian Kurz in Österreich – sie traten staatsmännisch vor die Öffentlichkeit in ihren Ländern, sachlich, sehr ernst, Führungsstärke ausstrahlend. Sie kündigten entschiedene Maßnahmen an, und machten auf den Ernst der Lage unmissverständlich aufmerksam.
Ganz anders Angela Merkel. Nachdem sie zuerst sehr lange faktisch wegtauchte, traute man bei ihrem Auftritt am Mittwoch vor der Bundespressekonferenz seinen Augen und Ohren nicht (anzusehen hier): Statt mit Hinweis auf den Ernst der Lage wie etwa Kurz beginnt sie ihren Auftritt mit Eigenlob – wie viel die Regierung gemacht habe. Für die Wirtschaft. Emotionslos wie immer liest sie die meiste Zeit vom Blatt ab. Sie redet, redet, und redet – von Wirtschaft, von föderalem Aufbau, von Förderalismus, von lokalen Verantwortungsträgern, von Konferenzen. Immer wieder lobt sie die Arbeit der eigenen Regierung. Keine Spur von Empathie, die in so einer Situation so nötig wäre. Dienst nach Vorschrift.
Die Kanzlerin grinst, lächelt, ja scherzt sogar, vor dem vertrauten Kreis ihrer Hauptstadtkorrespondenten (siehe hier, hier, hier oder hier); während Macron und Conte direkt an die Menschen im Lande sprechen und Ernsthaftigkeit vermitteln, vermittelt die Kanzlerin vor allem eines: Arroganz, Überheblichkeit und Abgehobenheit von den Menschen.
Ach da war doch noch:
Und sie bewegt sich doch. Der Coronavirus hat das zustande gebracht, was sonst keinem gelang. Es wurde auch Zeit, denn sonst hätten wir selbstständig angefangen uns die Hände zu waschen und in die Armbeuge zu niesen und was man als entmündigte Wählerstimme schon mal auch ohne Mutti zu belästigen, tun kann.
Und nun warten wir darauf, dass sie ein Sprüchlein aus dem Doktorenhut zaubert und der Virus ist weg! Ich denke, meine lieben Mitbürger und innen, wir sind als einzelne gefragt, was wir für unsere Virus befallene Nation tun können. Als Einzelne ist es uns unbenommen eine Selbstreflektion vorzunehmen und mit uns selbst ins Gericht zu gehen. Denn das gehört zu erwachsen werdenden Bürgern dazu. Mutti kann schließlich nicht alle, die sich nun nass machen, pampern. Mündige Bürger wissen das schon länger, und haben sich darüber Gedanken gemacht.
Was wir ändern können, das wären wir nur selbst. Das würde Selbstverantwortung bedeuten, welche den Nächsten miteinbezieht. Das würde auch mit sich bringen, dass wir nicht mehr alle König sein könnten. Wir müssten bereit sein, einander zu dienen. Wir müssten einander die Butter auf dem Brot gönnen und auch noch einiges mehr. Und danach müsste ein jeder, der das schon, oder noch selber kann, einmal vor der eigenen Haustüre fegen.
Das wäre schon was. Wir sollten die hohen Zäune, die wir zwischen uns hochgezogen haben, reumütig niederreißen und unsere Kleinkriege auch ohne teure Anwälte beenden. Das wäre doch was, um das Klima zum besseren zu wandeln. Dann nämlich müssten viele nicht mehr vor den bösen Nachbarn in den Urlaub bis ans andere Ende der Erde hin jetten, damit man sich nicht sehen muss. Machen wir doch mal eine Liste darüber, was kleine Wichtigtuer eigentlich ganz selbstverständlich tun können. Es muss nur genügend Esel geben, die sich nicht zu schade für den ersten Schritt sind. Ich Esel habe das herausgefunden und gebe das weiter. Es ist gar nicht so schwer, vom hohen Ross herunter zu kommen. Man darf links oder rechts herabsteigen, das wäre in meinen Augen gelebte Demokratie.
Ups, ich wache auf. Es war leider nur ein Traum,
und jeder ist wieder sein eigener Tyrann
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