Moshe Agadi ist tot. Er wurde 58 Jahre alt. Vier Kinder weinen um ihren Vater. Moshe war kein bekannter Mann, und sie werden seinen Namen kaum in den Nachrichten hören oder in der Zeitung lesen. Moshe Agadi wurde von einer der mehr als 400 Raketen getötet, die Islamischer Jihad und Hamas seit Beginn der jüngsten Angriffswelle auf Israel abgefeuert haben. Ein Schrapnell bohrte sich in seine Brust, als er zwischen den ständigen Raketenalarmen für eine Zigarettenpause vor sein Haus in Ashkelon trat. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus.

Seit Monaten stehen die Israelis im Süden des Landes unter Dauerbeschuss. Am Morgen des 4. Mai regneten innerhalb weniger Stunden 200 Raketen auf die Bevölkerung. 15 Sekunden bleiben nach jedem Alarm, um einen Schutzbunker aufzusuchen. Ein Leben auf Abruf. Das Weinen der Kinder, die Sorge der Eltern. Das Wissen, dass die Angriffe nicht enden werden, nur unterbrochen. Auch wenn sie morgen aufhören, fangen sie irgendwann wieder an. Morgen vielleicht. Oder nächste Woche, nächsten Monat. Ein Leben in Ungewissheit.

Man kann sich das nicht vorstellen, wenn man ein paar Flugstunden entfernt gemütlich beim morgendlichen Kaffee sitzt. Nicht die Angst um die Angehörigen, nicht die psychische Belastung durch die ständige Bedrohung, nicht das Leben in Bereitschaft. Wir wissen nicht, wie sich ein Leben anfühlt, das darauf ausgerichtet ist, innerhalb von 15 Sekunden alles liegen und stehen zu lassen, die Kinder zu schnappen und in den nächsten Bunker zu rennen.

Auch wenn man es sich nicht vorstellen kann. Wenigstens Empathie könnte man erwarten. Solidarität mit der Bevölkerung. Respekt vor den Israelischen Verteidigungskräften (IDF), die alles in ihrer Macht Stehende tun, um zivile Opfer unter den Angreifern zu vermeiden. Zumal als Deutsche. Zumal als deutsche Botschafterin. Zumal, wenn man die Besucher auf der Website mit den Worten empfängt: „Ich freue mich, der Bundesrepublik Deutschland als Botschafterin in Israel dienen zu dürfen: Geprägt von Deutschlands Verantwortung für die Vergangenheit sind unsere Beziehungen heute einzigartig, reich und vielfältig.“

Und wie reagiert die ehrenwerte Frau Dr. Susanne Wasum-Rainer auf die Angriffe aus Gaza? „Mit großer Besorgnis verfolge ich die Lage in und um Gaza“, twittert sie. „Ich verurteile die Angriffe auf Israel nachdrücklich und fordere alle Parteien auf, das Leben der Zivilbevölkerung zu schützen.“

„Alle Parteien“? Terroristen, die Raketen auf Zivilisten feuern, sind genauso eine Partei wie die israelischen Streitkräfte? Terrorismus ist die vorsätzliche Anwendung von Gewalt gegen Zivilpersonen oder zivile Objekte zur Erreichung politischer Ziele. Und nichts anderes sind die Raketen aus Gaza. Wie kann eine Terrorbande das Leben von Zivilisten schützen, wenn sie sich genau dadurch definiert, Zivilisten anzugreifen? Mit ihrer Gleichstellung erhebt Frau Wasum-Rainer terroristische Vereinigungen wie Hamas und Islamischer Jihad in den Stand regulärer Konfliktparteien.

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