In der Karwoche brannte die Notre Dame in Paris. Verheerender als der Brand waren die Stellungnahmen der Politiker, allen voran der französische Präsident Emmanuel Macron. Macron hat in seiner Ansprache an die Nation die Wörter „Christen” und „Katholiken” strikt vermieden. Juden oder Muslimen hätte man ein Wort des Mitgefühls entgegengebracht, wie der jüngste Anschlag auf eine Moschee in Christchurch gezeigt hat.
Beeindruckend war die spontane Spendenbereitschaft, nicht nur von Milliardären. Aber die Spenden sind mehrheitlich zur Wiedererrichtung eines europäischen Kulturdenkmals gedacht. Nicht bekannt sind Spenden an den Papst oder den zuständigen Bischof von Paris zur Renovierung des sakralen Raumes. Weder der Papst noch der Bischof von Paris haben erklärt, dass sie den Wiederaufbau als eine Aufgabe des europäischen Christentums betrachten. Diese absolute Missachtung der christlichen Wurzeln des Erfolgsmodells Europa führt zu seiner Erosion.
Nach dem Brand lag der Kirchenraum von Notre-Dame in Schutt, Rauch stieg noch auf, nur am Ende des Raumes leuchtet unversehrt, als sei gar nichts gewesen, das goldene Kreuz – ohne Korpus – und bei näherem Hinsehen sah man darunter die Pietà, die den Korpus des Gottessohnes unversehrt in ihren Armen hielt, unbeschädigt von den Flammen, dem Rauch und heruntergefallen Trümmerstücken. Notre-Dame war den Flammen zum Opfer gefallen und damit auch vieles, was sich mit ihrer Geschichte verband, bis zur Hybris einer Göttin der Vernunft während der Französischen Revolution, aber die wahre Hoffnung, die Gottesmutter mit dem toten Sohn in den Armen und darüber das golden strahlende Kreuz, sind unbeschädigt erhalten geblieben. Dies sollte eine starke Botschaft mit Hoffnung für eine christliche Zukunft sein, aber wird sie auch verstanden?
Daran muss man zweifeln, besonders, nachdem Teile der europäischen Meinungsmacherkartells fast sofort eine Kampagne gegen die Spender für den Wiederaufbau begannen. Es wurde für unmoralisch erklärt, ein „Gebäude“ mit viel Geld wieder aufzubauen, wo es doch noch so viel Hunger auf der Welt gäbe. Ahnungsloser kann man nicht sein, was die Symbole, die eine Gemeinschaft zusammenhalten, betrifft.
Ein Europa, das seiner Seele beraubt wurde
Europa ohne seine spirituellen Wurzeln verkommt zu einem gesichtslosen Machtapparat, der überdies so schlecht von seinen Politikern gemanagt wird, dass sich seine Macht zunehmend darauf konzentriert, seine Bevölkerung zu gängeln. Für die Welt steht Europa nur noch auf tönernen Füßen. Der Tag ist womöglich nicht mehr fern, an dem unser Kontinent nicht viel mehr sein wird als ein touristisches Disneyland.
Die Pietà mit dem Sohn in den Armen und das leuchtende Kreuz darüber als das Bild, das Gott uns Christen hinterlassen hat, wird – so muss man befürchten –nach einer Renovierung von Notre-Dame nicht mehr zu sehen sein. Die Touristenmassen wälzen sich dann durch ein Relikt der einstigen Größe Europas, das seiner Seele beraubt wurde.
Am Ostersonntag folgte das Blutbad in Sri Lanka. Inzwischen werden über 300 Tote und hunderte Verletzte gemeldet. Im Falle Sri Lankas wird von maßgeblichen Politikern vermieden, von einem Angriff auf Christen zu sprechen, geschweige denn, sich mit der weltweit am meisten verfolgten religiösen Gruppe zu solidarisieren.
Der amerikanische Ex-Präsident Barack Obama und die gegen Präsident Trump gescheiterte Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton sprechen auf Twitter von Easter-Whorshippern. Außenminister Maas, der den Angriff von Christchurch noch als einen „Angriff auf uns alle“ bezeichnete, wenn Menschen wegen ihrer Religion ermordet werden, verurteilt im Falle Sri Lankas die Tat gegen „Betende und Reisende“ aufs Schärfste, mag aber das Wort Christen auch nicht. Die Kirchenoberen, die immer schnell bereit sind, sich für die verfolgten Muslime stark zu machen, schweigen oder wollen sich, wie Bischof Bedford-Strohm, nicht „die Freude an Ostern“ nehmen lassen.
Und der Papst? Bei seinem Ostersonntagssegen „Urbi et Orbi“ verlas er ungerührt seine vorbereite Rede, in der er wieder die Industriestaaten anprangerte und alles mögliche Leid der Unterdrückten beklagte. Erst danach ging er in einem kurzen Statement auf die Ereignisse in Sri Lanka ein, ohne sie in die weltweite Christenverfolgung angemessen einzuordnen und zu verurteilen. Eine besondere Beunruhigung über das Leid der Katholiken in Sri Lanka war dem Pontifex Maximus jedenfalls nicht anzumerken.
So lange es irgend ging, verschwiegen die deutschen Medien den islamistischen Hintergrund der Attentate. Selbst als schon längst in den angloamerikanischen Medien zu lesen war, dass zwei der Selbstmordattentäter als Zahran Hashim und Abu Mohammed identifiziert wurden, hielten sie daran fest, dass die Hintergründe unklar seien.
Die Bereitschaft, die Augen vor den deutlichen Gefahren fest zu verschleißen, lässt sich mit der Blindheit der Politiker in den dreißiger Jahren vergleichen, die nicht sehen wollten, dass Hitler Krieg bedeutet. Dem Einzigen, der das anders sah, Winston Churchill, wurde wegen seiner unablässigen Warnungen Panikmache und Germanophobie vorgeworfen. Als man ihm endlich glaubte, war es fast zu spät.
Wer glaubt, dass Sri Lanka weit ist und uns nicht wirklich berührt, was sich dort abspielt, der sei an den Ostergottesdienst in München erinnert. Beispielhaft für viele Medien ist dieser Bericht: „Panik bei der Ostervesper: In der St-Pauls-Pfarrkirche in München hat ein Mann am Samstag für einen Zwischenfall gesorgt. Neun Gottesdienst-Besucher wurden dabei leicht verletzt. Die Polizei hat am Sonntag weitere Details genannt. Ob der Störer wirklich „Allahu Akbar“ gerufen hat, sei noch nicht geklärt.“ Angeblich sei es ein „geistig Verwirrter“ gewesen, der „unverständliche Worte“ gerufen hätte. War’s das mit der Berichterstattung oder werden wir zur Person des Täters und seinem Hintergrund noch etwas Näheres erfahren?
Die Feuerschrift steht jedenfalls unübersehbar an der Wand. Viele wollen sie nicht sehen.