Schuld am Judenhass? Der Islam? Nein umgekehrt! Oder so. Ihr BAMF
Lieber Hate-Speech-Algorithmus! Hallo, künstliche Intelligenz! Huhu, natürliche Einfalt! Bevor es wieder blöd läuft zwischen uns und Google: Gleich kommt irgendwas mit Ironie. Weißte Bescheid!
Der Jude ist selbst daran schuld, dass er in Auschwitz gut organisiert und massenhaft durch den Schornstein verabschiedet wurde. Genau wie Schwarze am Ku-Klux-Klan schuld sind und Frauen, wenn sie vergewaltigt werden. Hätten ja auch was Ordentliches anziehen können, die Flittchen. So weit, so normal und allgemein bekannt. Eine neue Spitzenleistung fürs Guinness-Buch der interessanten Kausalitäten meldete die „Welt“ nun passgenau zum 1. April.
Verantwortlich für muslimischen Antisemitismus in Deutschland ist nämlich was? Das frühkindliche Einbimsen von Judenhass in vielen Allah-freundlichen Familien? Die unseligen Predigten extremistischer Imame in Hinterhofmoscheen? Der allgemeine Minderwertigkeitskomplex islamischer Underperformer? Oder einfach die Macht der Gewohnheit? Alles falsch. Die „zunehmende Islamfeindlichkeit“ ist es, die die muselmanische Jugend hierzulande vermehrt in den Antisemitismus treibt.
Das Ding haben Sie nicht kommen sehen, stimmt’s? Ich auch nicht, ich sag’s ganz ehrlich. Den überraschenden Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit haben „Experten“ herausgefunden, und zwar in einem Projekt. „Projekt“ nennen Experten ein Unterfangen gerne dann, wenn’s länger dauern und mehr Kohle bringen soll als zum Beispiel eine Studie.
Spezialgebiet Geldverbrennung
Ganze drei Jahre forschten und experimentierten die Experten mit dem Ziel,
„antisemitische Einstellungen bei Jugendlichen mit muslimischer Glaubenszugehörigkeit zu beleuchten und zu bearbeiten – um die Jugendlichen anschließend dabei zu unterstützen, sich als selbstbestimmt sowie als Teil der bundesdeutschen Gesellschaft zu begreifen (Empowerment)“.
So zu lesen auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung, die den gerade erschienenen Abschlussbericht des Projektes mit amtlichem Segen versieht. Vizechefin der Bildungsbehörde ist seit Januar übrigens eine CDU-Dame namens Cemile Giousouf, der in der eigenen Partei eine unerfreuliche Nähe zu Islamisten nachgesagt wird.
Unternehmer heißen heutzutage kapitalismuskritisch korrekt „Profiteure“. Außer wenn sie vorgeblich fürs Gemeinwohl tätig sind, dann nennt man sie „Projektträger“. Im vorliegenden Fall sind dies der Liberal-islamische Bund e.V. und das Ibis Institut für interdisziplinäre Beratung und interkulturelle Seminare. Gefördert (vulgo bezahlt) wurde das Modellvorhaben vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (vulgo BAMF). Durchgeführt wurde es an zwei Schulen, in Dinslaken-Lohberg und in Duisburg-Marxloh.
Für die 178-seitige Abschlussdokumentation mit dem kryptischen Titel „Extreme out – Empowerment statt Antisemitismus“ zeichnen vier Frauen verantwortlich. Eine der Autorinnen kennen Sie von Achse, Funk und Fernsehen, nämlich Lamya Kaddor, Gründungsvorstand des Liberal-islamischen Bundes und anerkannte Spezialistin für die systemrelevante Verbrennung öffentlicher Gelder. Die Beteiligung von Frau Kaddor erklärt auch den Projektstandort Dinslaken, denn von dort kamen der erfolgreichen Islampädagogin fünf ihrer Schüler in Richtung IS abhanden.
Ideologie der Ungleichzeitigkeit
Ich sag’s Ihnen besser gleich: Ich habe die 178 Seiten nur in Auszügen gelesen. Einiges hat mich nämlich ziemlich überfordert. Das fängt schon mit der Einleitung an: „Im Rahmen von Gesprächskreisen unter Einbeziehung einer flankierenden theaterpädagogischen Arbeit wurden mit den Jugendlichen antisemitische Einstellungen beleuchtet und hinterfragt. Ziel war dabei, Antisemitismus als gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und als Ideologie der Ungleichzeitigkeit erkennbar zu machen – sowohl unter Einbeziehung der Kernaussagen der Religion des Islams wie auf Basis von Demokratie und Rechtstaatlichkeit.“
Ich befürchte, wenn ich noch länger über die Bedeutung von „Ideologie der Ungleichzeitigkeit“ nachdenke, explodiert mein Gehirn. Springen wir daher zu Seite 34, wo die Autorinnen nach ausführlicher Analyse feststellen, dass es ihren Forschungsgegenstand, den muslimischen Antisemitismus, gar nicht gibt. Zwar sehen sie durchaus „Grundlagen für eine aktive Diskriminierung von Juden im Alltag […] – gerade bei sunnitischen Theologen – […], z. B. bezüglich der bereits oben benannten ,Kopfsteuer‘, der ǧizya.“
Trotzdem könne aber „nicht von einem muslimischen oder islamischen Antisemitismus gesprochen werden, denn dies würde beinhalten, dass ,der Islam‘ als Religion Judenfeindlichkeit predigt. […] Stattdessen sollte eher von einem antisemitischen Diskurs […] im muslimischen Kontext bzw. bei muslimischen Jugendlichen gesprochen werden.“
Rücksicht auf’s Islamimimi
Nachdem klargestellt ist, dass der Islam am antisemitischen Diskurs im muslimischen Kontext auf jeden Fall ohne Schuld ist, beschäftigen sich die folgenden 140 Seiten mit der Herausforderung, „Jugendliche muslimischen Glaubens, die antisemitische Einstellungen einnehmen, […] trotz selbst erfahrener Ausgrenzungen und ihrer gesellschaftlich marginalisierten Position, für andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu sensibilisieren. Viele Jugendliche rechtfertigen ihre antisemitischen und menschenfeindlichen Einstellungen dadurch, dass sie durch die zunehmende Islamfeindlichkeit selbst abgewertet und diskriminiert werden.“
Die „Welt“ machte daraus die klickträchtige Überschrift: „Experten sehen Antisemitismus bei Muslimen als Folge von Islamfeindlichkeit“. Das war nicht ganz korrekt, denn die Experten hatten sich die kreative Ausrede der jugendlichen Judenhasser nicht zu eigen gemacht. Empört beschwerte sich daher Lamya Kaddor via Twitter: „Antisemitismus ist NICHT die Folge von Islamfeindlichkeit. Diese Überschrift ist NICHT korrekt! Das ist NICHT das Ergebnis unseres Abschlussberichts.“ Am Folgetag ersetzte die Redaktion die Überschrift durch ein nichtssagendes „Experten sehen höchst bedenklichen Mechanismus“.
So oder so, entscheidend ist laut Projektbericht der kultursensible Umgang mit den muslimischen Antisemiten: „Antisemitismus unter Deutschen muslimischen Glaubens ist weder ein neues Phänomen noch ist dieser völlig anders als bisherige Formen von Antisemitismus zu verstehen. Demzufolge ist es notwendig, Muslim*innen im Kontext von Antisemitismus nicht zu sehr hervorzuheben, um sie damit möglicherweise selbst zu marginalisieren.“
Leider kein Witz
Für den Fall, dass Sie den Überblick verloren haben, fasse ich das Projektergebnis noch einmal am praktischen Beispiel zusammen: Angenommen, Sie äußern sich kritisch zur weltbesten Religion, zum Beispiel wegen Frauendiskriminierung oder Schwulenverfolgung oder Bildungsfeindlichkeit oder allgemein mangeliger Kompatibilität mit aufgeklärtem Denken. Oder wegen Sonstwas, da kommt ja eine Menge in Betracht. Jedenfalls müssen Sie sich dann nicht wundern, wenn im Gegenzug am nächsten Tag ein Ali und ein Mehmet in Dinslaken-Lohberg einem Schlomo ordentlich was auf seine passiv-aggressive Kippa geben. So ist der Zusammenhang, sagen Ali und Mehmet.
Die Frau Kaddor meint, das sei ein bisschen komplizierter. Aber auf jeden Fall handelt es sich bei der Kippa-Kloppe nicht um islamischen Antisemitismus, weil es den gar nicht gibt. Und wichtig ist, dass man mit den muslimischen Schneeflöckchen sensibler umgeht als mit Adolf Normalnazi. Dem darf man ruhig mal sagen, dass er eine rassistische Arschkrampe ist. Ali und Mehmet dagegen könnten durch ein offenes Wort nachhaltig verstört werden und sich marginalisiert fühlen. Deswegen ruft man besser eine Theatergruppe ins Leben und erklärt Ali und Mehmet in mehrjähriger Gesprächstherapie, dass Juden hauen nicht so nett ist. Was die beiden bestimmt irgendwann einsehen, weil sie selbst täglich so viel Leid und Diskriminierung in Deutschland erfahren.
Im Kommentarbereich der „Welt“ fragten sich eine Menge Leser, ob es sich bei der Geschichte um einen Aprilscherz handele. Vielleicht auch deswegen, weil die „Welt“ schrieb, das Kaddor-Projekt sei gefördert vom „Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge“. Aber, glauben Sie mir, trotz des frei erfundenen Ministeriums: Das Projekt, die Finanzierung und die Meldung darüber sind zu hundert Prozent ernst gemeint. Leider kein Witz.
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