von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 15. März 2019
Zwei Raketen aus dem Gazastreifen seien am Donnerstag „versehentlich“ auf Tel Aviv abgeschossen worden. Gemäß einer Mitteilung des israelischen Militärsprechers habe wohl ein niedrig-rangiger palästinensischer Kämpfer „irrtümlich“ auf den Knopf gedrückt, mit dem die Raketen auf die israelische Metropole abgeschossen worden seien. Wegen dieser in den israelischen Medien mit Häme und „Unglaube“ aufgenommenen offiziellen Mitteilung habe das Militär sich mit einer „beschränkten“ Reaktion begnügen können, anstatt eine umfassende Militäroperation gegen den Gazastreifen zu starten. In der Nacht hat die israelische Luftwaffe mehrere von der im Gazastreifen herrschenden Hamas-Organisation genutzte Gebäude angegriffen. Angeblich wurden unter anderem das Hauptquartier der Hamas und etwa 100 andere Gebäude von den Kampfflugzeugen getroffen. In Erwartung einer israelischen Reaktion seien die jedoch rechtzeitig geräumt worden, sodass die palästinensische Seite keine Opfer zu beklagen hatte.
Zuvor hatte der Militärsprecher bestätigt, mit seinen elektronischen Anlagen den Abschuss der Raketen beobachtet und deshalb in der Gegend von Tel Aviv Luftalarm ausgelöst zu haben. In der Folge erlitten einige Menschen einen Schock, der in einigen Fällen in Krankenhäusern behandelt werden musste. Gleichwohl wurde das Abwehrsystem „Eisenkappe“ nicht eingesetzt. Die beiden Raketen aus dem nördlichen Gazastreifen wurden im Himmel von Tel Aviv gefilmt, wo sie explodierten, ohne Schaden anzurichten.
In Israel herrscht gerade Wahlkampf. Regierungschef und Verteidigungsminister Benjamin Netanjahu hatte deshalb kein Interesse an einer kriegsähnlichen Militäroperation mit potenziell vielen eigenen Opfern. Weil sich nach israelischen Angaben der erste Raketenbeschuss auf Tel Aviv seit 2014 als „Versehen“ herausstellte, konnte Netanjahu sich mit einem beschränkten Gegenschlag begnügen. Manche Politiker aus der Regierung und der Opposition hatten ein „hartes Vorgehen“ gegen die Hamas in Gaza gefordert, um die „Abschreckung“ wiederherzustellen.
(C) Ulrich W. Sahm
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