Sahm – Philister: Stammväter der Palästinenser ?
von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 27. Juli 2017
Ältere Studien behaupteten, dass die Philister ägäische Piraten waren, die um das 12. Jahrhundert v.Chr den plötzlichen und unerklärlichen Zusammenbruch der großen Zivilisationen, darunter des Hethiterreiches, Ägyptens und Mykene verursacht hätten.
Doch eine neue Studie von 3.200-Jahre alten Dokumenten aus der Zeit von Ramses III legt nahe, dass die Philister nicht „Seevölker“ aus der Ägäis waren, sondern Eingeborene aus dem Nahen Osten.
Das behauptet Shirly Ben-Dor Evian, Kuratorin der ägyptischen Archäologie-Abteilung im Jerusalemer Israel-Museum in ihrer Doktorarbeit. Sie hat ägyptische Aufzeichnungen neu gelesen, wie den längst bekannten so genannten Harris Papyrus, eine Biographie von Ramses III.
Sein Sohn und Nachfolger Ramses IV., habe „Peleset“ besiegt – wie die Ägypter die Philister und andere Seevölker nannten (um 1190 v.d.Z.) – und sie als Gefangene nach Ägypten gebracht. Diese Anmerkung hätten bisherige Forscher geflissentlich übersehen, um den ägyptischen Text der biblischen Erzählung anzupassen, wo die Philister in der Zeit König Davids als mächtige Erzfeinde der Israeliten dargestellt werden. „Wir wissen aus der Bibel, dass die Philister in fünf Hauptstädten lebten – Gaza, Ekron, Gath, Ashkelon und Ashdod. Und wir wissen, dass Gaza früher eine ägyptische Festung war, erklärt Ben-Dor Evian. „Aber dieser Papyrus war im 12. Jahrhundert v.d.Z. geschrieben, während die Bibel, wahrscheinlich viel später aufgeschrieben wurde.“
Es gibt Beweise dafür, dass die Gefangenen im Westen des Nil-Deltas angesiedelt wurden und zum Militärdienst eingezogen wurden. Ein anderer Papyrus aus der Ramses Zeit erzählt, wie der Pharao 100 Philister und 200 Sherden (ein anderes Seevolk) mobilisierte, um mit ihrer Hilfe eine libysche Rebellion im Westen Ägyptens niederzuschlagen. Das wäre nur sinnvoll, wenn die Krieger in der Nähe waren und nicht weit weg, in Kanaan, argumentiert Ben-Dor Evian.
In dem prominent in der regierungskritischen und propalästinensischen israelischen Zeitung Haaretz gedruckten und mit Interviews angereicherten Artikel werden auch noch weitere Theorien diskutiert, wonach die alten Philister aus dem Süden der Türkei oder Nordsyrien stammen könnten.
Unerklärt bleibt der plötzliche und gleichzeitige Zusammenbruch von kulturell hochstehenden Völkern wie den Ägyptern, Hethitern und anderen im 12. Jahrhundert v.d.Z. Manche Forscher machen extreme Dürren, also Klimaveränderungen, dafür verantwortlich, während andere am Einfall der ominösen „Seevölker“ festhalten.
Die Diskussion ist auch von modernen politischen Absichten geprägt. Denn für Haaretz ist der „Beweis“ wichtig, die Philister als Eingeborene des Landes Kanaan darzustellen. Das hängt mit dem Anspruch der heutigen Palästinenser zusammen, sich als Nachkommen der Philister zu präsentieren. Aber selbst wenn die biblischen Philister keine nicht-arabische Griechen gewesen wären, bleiben zwei Tatsachen bestehen, die sie trotz Haaretz als Vorfahren für die Palästinenser nicht besonders attraktiv machen: Philister waren– wie Ausgrabungen erwiesen haben – Genießer von Hundefleisch. Undenkbar für Palästinenser!
Und selbst wenn die Philister „Eingeborene“ des Landes gewesen sind, können sie keine legitimen Vorfahren der heutigen Palästinenser im biblischen Land sein. Denn als der babylonische König Nebukadnezar im Jahr 586 v.d.Z. Jerusalems ersten Tempel zerstörte und große Teile des Volkes Israel ins „babylonische Exil“ vertrieb, wurden bei der Gelegenheit auch die Philister in Richtung Mesopotamien deportiert. Seitdem gelten sie als verschollen oder ausgestorben, wie es im Laufe der Geschichte vielen Völkern widerfahren ist. Jedenfalls hat es seit rund 2500 Jahren keinerlei Dokumente oder Nachrichten von ihnen mehr gegeben.
Der Versuch, die biblischen Philister als eingeborenes Volk darzustellen, ist eine interessante historische Kuriosität. Aber daraus irgendwelche politisch Stammrechte der heutigen Palästinenser ableiten zu wollen, ist so pathetisch wie unwissenschaftlich.
Sahm – „Wer betet, kommt ins Gefängnis.“
von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 25. Juli 2017
In ganz Jordanien ist es jetzt Juden verboten, zu beten. Das erfuhr eine Gruppe frommer israelischer Touristen auf dem Weg zum Grabmal von Aaron, dem biblischen Hohepriester und Bruder des Moses. Laut der Tradition liegt Aaron auf dem Berg Hor (Jabal Haroun), in der Nähe von Petra, im Süden Jordaniens begraben.
Die jordanische Polizei drohte der Gruppe mit ihrer Inhaftierung, falls sie irgendwo im Lande beteten. Das bestätigte auch der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Emmanuel Nahshon: „Es stellte sich heraus, dass ihnen nicht erlaubt war, religiöse Symbole zu zeigen.“
Einer der Touristen, Rabbi Menashe Zelicha von Bnei Brak, sagte: „Wir dürfen nicht morgens beten, keine Tefillin (Gebetsriemen) umbinden, keine Gebetsschals überziehen, nichts. Wir konnten nicht beten, auch im Hotel, oder gar in unserem Zimmer. Polizisten kamen ins Hotel und schrien wild. Sie sagten, dass sie uns in einer Minute aus Jordanien deportieren würden, wenn wir auch nur einen Pieps machten: Wer betet, wird ins Gefängnis geworfen.“
Beim Grenzübergang hätten die jordanischen Behörden „die Koffer überprüft. Sie beschlagnahmten unsere Gebetsbücher, die Gebetsschals, die Tefillin. Eine Person musste sogar das traditionelle Hemd mit den Schaufäden (Zizit) ausziehen.“ Wie der Rabbiner weiter einem frommen Radiosender in Israel berichtete, hätten die Jordanier ihnen sogar die Kipot (Schädelkappen) weggenommen. „Die Leute blieben nur mit ihrem Hemd und ihrer Hose. „
Israelische Diplomaten in Jordanien baten die Touristen, „unauffällig zu bleiben und die Anweisungen der Polizei zu befolgen.“
Den Israelis wurden geraten, das Land umgehend zu verlassen, angesichts der angespannten Situation in Israel und in der Westbank infolge des Terrorangriffs vom 14. Juli am Tempelberg. Zusätzlich kam es zu einem Angriff auf einen Sicherheitsmann der israelischen Botschaft in Amman. Dabei wurden zwei Jordanier erschossen.
Die jordanischen Behörden verweigerten Antworten auf Fragen israelischer Medien. Doch ist bekannt, dass israelische Touristen auch in der Vergangenheit empfohlen worden war, sich trotz des Friedensabkommens in Jordanien „unauffällig“ zu verhalten.
(C) Ulrich W. Sahm
http://www.timesofisrael.com/jordanian-police-threaten-to-jail-israeli-pilgrims-for-praying/
https://www.israelnetz.com/politik-wirtschaft/politik/wer-betet-kommt-ins-gefaengnis/